Kai Otte - Vertrieb und Business Development

Ich habe den besten Job der Welt: Ich bin Interim Manager – seit über zehn Jahren. Ich weiß noch genau, als „uns" noch fast keiner kannte, und das, was wir tun; die Zahl der („echten" = spezialisierten, ausschließlich auf Interim Management fokussierten) Provider war überschaubar, die der Interim Manager auch. Das Geschäft war knifflig – knallharter Vertrieb! Für die Provider wie für die Interim Manager.

Dann nahm das Thema langsam Fahrt auf: die „Großen" wie Michael Page etc. witterten Geld. „Me, too" ließ grüßen. Anfänglich setzten die großen Personalberater Junior Consultants auf das Thema, die alle halbe Jahr wechselten – und ich bekam unzählige Anrufe:

„Hallo Herr Otte, ich bin Herr XYZ von (große Personalberatung), ich bin jetzt ihr neuer Ansprechpartner." Projekt? Nö. Warum rufst du mich dann an? Man brüstete sich z.B. damit, „über 9.000" Interim Manager im Pool zu haben.

Echt jetzt? Dann löscht mich bitte. Ich bleibe bei „meinen" Providern, allen voran MANATNET, wo man tatsächlich jeden Interim Manager persönlich kannte und kennt. Zahl der Interim Manager im Pool? Dreistellig…und ich meine nicht 800 oder 900. Fazit damals (!): Big guys, leave me alone. Ihr könnt's nicht.

In den letzten Jahren hat sich das geändert. Ich habe für und mit „Großen" wie Hays und Michael Page gearbeitet, wo hochprofessionell betreut und abgewickelt wurde – und weiterhin mit „unseren" Providern wie den Management Angels, MANATNET und ZMM.

Tolle Projekte und Anfragen, erstklassige Betreuung. Von beiden genannten „Parteien"! Fazit heute (!): Big guys, meldet euch gern – ihr könnt's mittlerweile auch! Ausnahmen bestätigen – wie stets – die Regel…

Drei Must-Dos für neue Interim Mandate

Warum klappt das aus meiner Sicht so gut? Drei Dinge sind mir in Fleisch und Blut übergegangen:

  • Wenn ich für ein neues Projekt antrete, passe ich meine Verfügbarkeit an und informiere alle meine Partner. SOFORT. Siehe unten.
  • Bevor ich ein Projekt abschließe, informiere ich meine Partner nochmals (i.d.R. persönlich telefonisch) über meine anstehende neue Verfügbarkeit. Mit genügend Vorlauf, nicht am letzten Tag oder – Gott bewahre! – nach Projektende.
  • Sobald ich ein Projekt abschließe, ergänze ich meinen Lebenslauf und schicke ihn an all meine Partner. SOFORT. Meist schon vorher, wenn oder sobald die „Achievements" fix sind. Drei Jahre alter Lebenslauf? Kommt, Kollegen! Nicht euer Ernst!

Das Leben als Interim Manager ist keine Einbahnstraße, wo man wie ein hypnotisiertes Eichhörnchen vor dem Telefon oder Laptop hockt und wartet, dass die Projekte eintrudeln. Wer gern mit Profis arbeitet, sollte sich selbst wie einer verhalten. Die Provider können ein Lied von Kundenprojekten singen, wo dem Kunden Profile vorgeschlagen werden, in dem Glauben, die Kollegen wären verfügbar…Ach nee! Doch nicht.

Ihr schadet unserem Ruf und damit euch selbst, Kollegen! Mach das (maximal) zweimal mit demselben Provider: „Bums, bist buten!", hätte mein Vater gesagt. Für Nicht-Nordlichter: „Zack, bist du draußen!"

Wohin geht die Reise im Interim Management?

Soweit die Grundlagen. Die spannende Frage: Wo stehen wir heute, und wo geht die Reise hin? Achtung, gleich wird mit den Augen gerollt: Digitalisierung!

Nicht nur, aber zunehmend! Warum ich dieser Auffassung bin? Weil die Dienstleistung Interim Management mit ständig zunehmender Akzeptanz bei unseren Kunden (d.h. die Kunden der Interim Manager und Provider: die Industrie) zur Commodity wird, die ich einkaufe wie Radiergummis. Orchideenprojekte wird es immer geben, wo Erfahrung, Arbeit und Energie beiderseits investiert werden muss – aber „Standard" wie ein Vertriebsleiter oder HR-Manager? Katalog! ONLINE-Katalog!

Mein aktueller Anlass ist mein aktuelles Projekt. Der Provider ruft mich an – informiert mich übers Projekt: Passt! – OK, wir treten an. Der Kunde hat(te) dieses Projekt – für ihn eine Commodity, s.o.! – auf einer Online-Bidding-Plattform eingestellt, wo die CVs und Eckdaten der vorgeschlagenen Interim Manager nur hochgeladen werden. Sehr effizient – Kontakt zum Ansprechpartner im Konzern? Fehlanzeige. Wozu? Wird das hochgeladene Profil abgelehnt, erhält der Provider noch nicht mal den Namen des zuständigen Ansprechpartners. Wozu auch?

Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, landet man zwangsläufig bei dem Modell von UNITED INTERIM, wie ihn, allen voran MANATNET als einer der Gründungspartner von UNITED INTERIM, auch andere schon seit Jahren propagieren. Prinzipiell „reicht" es aus meiner Sicht nicht selten – Achtung, provokativ! – wenn der Kunde online auf einen Pool (Katalog!) von anonymisierten Profilen zugreift und – ohne Beratung durch Vermittler – selbst (vor)auswählt, die Kandidaten selbst kontaktiert und kontrahiert.

Liebe Kollegen, selbst wenn der Provider und Betreiber des Online-Pools NICHT von sich aus mit Nachdruck bei „seinen" Interim Managern darauf drängen würde, dass eure CVs und Verfügbarkeitsdaten immer aktuell sind (auch hier sei exemplarisch wieder MANATNET genannt) – da regelt sich der Markt dann schnell von allein!

Niemand arbeitet gern umsonst und vergeblich

Bums, bist buten. Nochmal: Auf Providerseite gibt es dieses internet-basierte Geschäftsmodell zwar nicht überall, aber schon lange – bisher wurde dies nur nach meiner Wahrnehmung auf Kundenseite nicht oder kaum angenommen. Warum ? Ganz einfach: weil's den Industriekunden nix kostet, eine Projektanfrage per Schrotgewehr an zig Provider zu schicken, dort alle zu beschäftigen und dann nur den oder die zu kontaktieren, wo man fündig wird. Oder auch – die Variante kenne wir alle – das Projekt zu canceln, aus einem der gängigen Gründe.

Das kann so nicht laufen! Nicht auf Dauer. Niemand arbeitet gern umsonst UND dann auch noch vergeblich.

Zurück zum „internet-basierten Geschäftsmodell" – spätestens wenn es auf Anbieter- UND Kundenseite akzeptiert ist und funktioniert, ist es für mich erfolgreiche Digitalisierung – AUCH im Interim Management. Warum um alles in der Welt sollte gerade unsere Welt anders sein?

Nicht falsch verstehen – Projekte, wo der Kunde weiterhin intensive Beratung benötigt, wird es weiter geben. Und er wird – ich bin vollkommen überzeugt – auch bereit sein, dem Provider dafür die Beratungsleistung zu bezahlen. Andersherum muss es aus meiner Sicht – Achtung, provokativ! – legitim sein, dass ich „meinem" Provider oder „Poolbetreiber" fürs Uploaden und Bereitstellen meines Profils in seine Datenbank eine Fee bezahle. Das sind für uns Interim Manager Marketingkosten! There's no such thing as a free lunch. Wenn dann im Gegenzug im Erfolgsfall – sprich: Projekt – keine Provision anfällt, dann ist das so ganz arg schlecht nicht….

Und damit ich auch morgen noch im Spiel bin, spiele ich dieses „Spiel" mit, und zwar gern. Denn sonst kommt irgendwann der Punkt, wo ich realisiere: Oha! Bin buten!

Kai Otte - Interim Manager Vertrieb und Business Development (Automotive)

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