Wer sich die Business-Plattformen XING und LinkedIn anschaut, sieht dort jeweils mehr als 10.000 Profile mit dem Stichwort "Interim Manager". Nahezu jeder Anbieter und auch Nachfrager ist dort inzwischen mit seinem Profil zu finden. Diese schiere Masse ist sicherlich genug Rohstoff, damit beide Seiten zueinander finden „könnten".

Das funktioniert aber nicht. Warum?

Die Stärke dieser breit angelegten „General-Interest"-Plattformen ist gleichzeitig deren Schwäche. Ein Suchergebnis ist nämlich zu unspezifisch und jeweils zu groß, als dass ein potentieller Kunde mit dem Ergebnis professionell und zügig arbeiten könnte. Selbst spezifisch angelegte Suchabfragen liefern nämlich i.d.R. über 100 Treffer. Die Aussagekraft der hinterlegten Daten ist zudem zweifelhaft:

(1) Die Angaben zu den Aufgabenstellungen und zu den erzielten Erfolgen sind meist sehr allgemein dargestellt. Das ist zum einen verständlich, sind doch all diese teilweise sensiblen Daten für jeden Nutzer der Plattform – und damit quasi in der Öffentlichkeit – sichtbar. Zum anderen entspricht es offenbar dem Naturell vieler Anbieter, ihre Eignung für (zu) viele Aufgabenstellungen darzustellen und daher eher eine (zu) breite Darstellung ihres Kompetenzbereiches zu wählen. Ein Nachfrager kann somit selten erkennen, ob er wirklich einen ausgewiesenen Experten für sein konkretes Anliegen vor sich hat.

(2) Die Angaben der Anbieter werden von niemandem überprüft bzw. kuratiert.

(3) Die Aktualität der Daten ist unklar. Gerade die für den Nachfrager so wichtigen Erfahrungen der letzten 5 Jahre werden meist nicht konkret herausgearbeitet.

(4) Aussagen zur Persönlichkeit – immerhin ein wichtiges Kriterium für Interim Manager – sind der eigenen Einschätzung und somit der „verkäuferischen Seite" des Anbieters überlassen.

(5)Die wichtige Bedingung "Verfügbarkeit" lässt sich nicht abfragen.

All diese Entscheidungsgrundlagen müssen in der Folge auf dem Wege vieler zeitaufwändiger Mails oder Telefonate abgefragt, konkretisiert und verifiziert werden. Zusammengefasst ist die Nutzung dieser horizontalen Plattformen sehr aufwändig.

Alternative: Vertikale Plattformen

Seit wenigen Jahren existieren im Markt für Interim Manager sogenannte „vertikale" Plattformen, auch „Special Interest"-Plattformen genannt. Vertikale Plattformen sind auf Interim Management spezialisiert und ermöglichen den Nutzern, die im Interim Management üblichen Informationen zu hinterlegen oder abzufragen. Einige Plattformen beschränken sich auf den CV, also auf die „Hard Facts". Andere ergänzen dieses um Möglichkeiten, die „Soft Facts" darzustellen, wie durch ein Video oder ein Diagnostic Tool. Bei UNITEDINTERIM kann ein Kunde sogar nach bestimmten Persönlichkeitstypen suchen. Bei der Registrierung und anschließend für jede wesentliche Änderung der Daten erfolgt eine strenge Kuratierung der Inhalte (Qualitätssicherung) und zudem ein systemseitiges Monitoring der Aktualität der Daten.

Special Interest Plattformen beschränken die Nachfrage üblicherweise auf ein Fachpublikum. Im Interim Management sind dies Unternehmen, Interim-Provider, Personalberatungen, Unternehmensberatungen und Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Alle Nachfrager müssen sich schon aus Datenschutzgründen registrieren und werden nach Überprüfung freigeschaltet. Solche Plattformen ähneln somit einer „Fachmesse", bei der Profis mit Profis miteinander ins Gespräch kommen.

Wichtige Unterscheidung: Offene vs. Vermittler-Plattformen

Plattformen können „offen" sein (wie UNITEDINTERIM) und somit den unmittelbaren, direkten Kontaktzwischen Anbieter und Nachfrager ermöglichen. Sie können aber auch „geschlossen" sein. „Geschlossen" bedeutet, dass am Ende des Tages immer noch ein Mittelsmann die Kontaktdaten freischaltet und somit seine Provisionen sichert. Solche Plattformen sind daher hybride Provider und bieten sogar providertypische Vertragskonstellationen oder Dienstleistungen zur weiteren manuellen Vorauswahl an. Da offene Plattformen wie UNITEDINTERIM nicht kontrollieren können, ob aus den direkt an die Anbieter herangetragenen Anfragen Projekte zustande kommen, finanzieren sie sich über eine Flatrate der Anbieter. Dafür werden im Erfolgsfall weder für Nachfrager noch für Anbieter Honorare oder Provisionen fällig.

Ein weiterer Vorteil von offenen Plattformen liegt darin, dass sie als Vertriebskanal für den Eigenvertrieb in der digitalen Welt dienen können und darüber hinaus umfangreiche Dienstleistungen sowie Einkaufsvorteile anbieten können, um den Interim Manager als Eigen-Unternehmer zu stärken. Interim Manager nutzen dabei die plattform-spezifischen Effizienzvorteile einer Shared-Economy und erzielen mehr Sichtbarkeit und Reichweite ihrer „Marke" im Web. Allein das ist ein unschätzbar großer geldwerter Vorteil, der ohne die Nutzung einer Plattform kaum mit eigenen Ressourcen erreicht werden kann. Vermittler-Plattformen belassen Interim Manager hingegen in einer passiven Rolle und beschränken sich auf die Vermittlung als Dienstleistung.

Zusammenfassung: Überragender Nutzen in der Vorauswahl mit aktiver oder passiver Rolle des Interim Managers

Der große Nutzen von Plattformen – sei es von „vertikalen" oder grossen „General Interest"-Plattformen – liegt für Anbieter und Nachfrager vor allem in der Vorauswahl, also der ersten und bisher sehr aufwändigen Phase des Entscheidungsprozesses. Insbesondere die Erstellung einer Short-List von 2 oder 3 Kandidaten der engeren Wahl kann durch die Nutzung von Plattformen erheblich beschleunigt werden. Wenn durch den Betreiber der Plattform die Daten der Interim Manager auch noch fachkundig kuratiert und ständig aktualisiert werden, führt das zu noch mehr Sicherheit. Die Nachfrageseite spart daher viel Geld und Zeit.

Offene Plattformen bieten Interim Managern den einmaligen Zusatznutzen, aus einem passiven „Unterlagen hochladen und abwarten" herauszukommen und aktiv für noch mehr Sichtbarkeit und Reichweite zu sorgen. Das verbessert die Chancen, als Kandidat für ein neues Projekt in Erwägung gezogen zu werden, erheblich. Es ist jedoch selbstverständlich, dass die Entscheidung für einen bestimmten Interim Manager letztlich – in der zweiten Phase – immer noch im direkten persönlichen Kontakt zwischen beiden Parteien erfolgen wird. 

Dr. Harald Schönfeld - Geschäftsführender Gesellschafter UNITEDINTERIM GmbH

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