Fank P. Neuhaus - Spezialist für Brasilien mit Sitz in São Paulo

Seit vielen Jahren sind wir ständig mit Projekten im Industriesektor der Automobilzulieferer in Brasilien aktiv. Dadurch haben wir regelmässig auch Zugang zu den Systemlieferanten sowie den Markenherstellern und können uns einen eigenen Eindruck in den Fabriken machen, vergleichen, beobachten und vor allem zuhören.

Traditionell haben wir vorrangig immer wieder auf die europäischen Hersteller geschaut. Allerdings liefern unsere Mandanten auch an die asiatischen Hersteller, welche mit Fabriken in Brasilien präsent sind. Im vergangenen Monat habe ich mich persönlich auf den Weg gemacht, diese Fabriken zu besuchen und auch ganz spezifisch mit den Managern der Lieferanten und der Hersteller zu sprechen. Ist deren Situation oder Einschätzung der Lage Brasiliens anders?

In meinen Beiträgen der kommenden Tage werde ich von Eindrücken drei asiatischer Hersteller und der aktuellen spezifischen Situation berichten. Heute möchte ich mit Honda Brasilien beginnen.

Honda do Brasil

Ich erinnere mich an das Jahr 2013. Es war eine einfache Zeremonie. Mit wenigen Partygästen, um den Grundstein der Fabrik zu legen. Es war der Beginn des Baus der neuen Honda Brasil-Fabrik, der zweiten Produktionsstätte in Brasilien, die sich im Inland des Staates São Paulo in der Stadt Itirapina befindet. Die ursprüngliche Planung war, diese neue Fabrik Anfang 2016 zu eröffnen.

Ohne neue Modelle für den heimischen Markt, ohne Stellenangebote oder Produktionssteigerungen eröffnete Honda dieses neue Werk Mitte März 2019. Die Fabrik blieb drei Jahre lang für Honda ungenutzt, da das Unternehmen entschieden hatte auf eine Verbesserung der Wirtschaft Brasiliens zu warten, bevor der Betrieb aufgenommen werden sollte.

Als Honda vor fünf Jahren die Investition von 1 Milliarde Reais ankündigte, befand sich der brasilianische Markt mit 3,8 Millionen verkauften Autos auf Rekordniveau. Honda hatte die erste Fabrik im Jahr 1997 in Brasilien in der Stadt Sumaré eröffnet. Die Fabrik hat eine maximale Kapazität von 120 Tausend Fahrzeugen pro Jahr. Das Projekt zur Verdoppelung der Produktionskapazität mit der neuen Fabrik in Itarapina, welche 2016 mit 2.000 direkten Arbeitsplätzen eingeweiht werden sollte, wurde durch die Wirtschaftskrise gestoppt; der Gesamtumsatz von Honda Brasilien wurde halbiert.

Die Erholung begann langsam, und im Jahr 2019 erwarten die Hersteller in Brasilien fast 3 Millionen verkaufte Einheiten. Basierend auf Gesprächen mit Direktoren und Managern des Autobauers und der Lieferanten hat die Entscheidung das Werk im März 2019 zu eröffnen vielmehr mit der Notwendigkeit zu tun die Betriebskosten zu senken. Das neue Werk ist moderner und effizienter. Allerdings ist die Markterholung noch unzureichend, die Gesamtkapazität könnte in keinem Fall auf dem lokalen Markt abgesetzt werden. Aber die verbesserte Produktivität des neuen Werks offeriert die Möglichkeit, die Betriebskosten von Honda Brasilien zu senken, indem ein Großteil der aktuellen Produktion in dieses neue Werk verlagert wird.

Die alte Fabrik befindet sich in einem Transformationsprozess, in dem sie die Montage von Motoren, Werkzeugen und Komponenten übernimmt sowie durch den Umbau zu einem Forschungs- und Verwaltungszentrum konvertiert. Nach und nach soll das neue Werk bis zum Jahr 2021 eine Kapazität von 120.000 Fahrzeugen erreichen, also das gleiche Niveau, das die alte Fabrik hatte.

Honda hofft, dass der Markt im Jahr 2021 wieder ein vernünftiges Niveau erreichen wird. Derzeit arbeitet die Fabrik in einer Schicht mit etwas mehr als 500 Mitarbeitern, welche alle von Sumaré übernommen wurden. In den nächsten zwei Jahren sollen 2.000 Mitarbeiter eingestellt und 1.000 in den Komponentenlinien der alten Fabrik gehalten werden.

Die Strategie, Kürzungen in Sumaré zu vermeiden, frustrierte die Bewohner in der Region. Viele Fachleute zogen in diese Region, nahmen an Kursen teil, um bei Honda Brasilien Arbeit zu finden.

Heute ist der grösste Arbeitgeber der Stadt die lokale Stadtverwaltung mit 800 Beschäftigten und zwei Gefängnissen mit 400 Beschäftigten. Diese Lösung ist die einzige, die eine soziale Katastrophe im Inneren des Staates São Paulo verhinderte.

Frank P. Neuhaus
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