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Die Grüne Evolution: ESG als Erfolgsfaktor für mittelständische Bauunternehmen

Sowohl die rekordhohe Inflation als auch der russische Angriffskrieg, die anhaltende Corona-Pandemie und die Bedrohung durch den Klimawandel stellen aktuelle Krisen dar, die nicht spurlos an mittelständischen Unternehmen der Bauindustrie vorbei gehen.

Laut einer aktuellen Umfrage von PwC Deutschland spüren sechs von zehn Unternehmen der Bauindustrie die Auswirkungen der aktuellen weltweiten Situation deutlich. Diese Auswirkungen manifestieren sich beispielsweise in Verzögerungen bei Lieferketten, einem wachsenden Kostendruck und rückläufiger Nachfrage. Während in der Digitalsierung der Branche noch einige Hürden zu überwinden sind, gibt es jedoch in Bezug auf die Themen Nachhaltigkeit und ESG spürbare Fortschritte.

In der heutigen Geschäftswelt sind die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) von entscheidender Bedeutung für den Erfolg von mittelständischen Bauunternehmen. Als erfahrener Executive Interim Manager mit Fokus Bauprojektmanagement erlebe ich in meinen Mandaten und insbesondere im Austausch mit dem gehobenen Management und Gremien die vermehrte Auseinandersetzung mit ESG-Kriterien, weshalb ich im nachfolgenden Beitrag einen Einblick in die Relevanz von ESG in Unternehmen der mittelständischen Bauindustrie bieten will.

Was ist ESG?

ESG steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) und ist ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit nachhaltigen Investitionen und der Bewertung von Unternehmen verwendet wird. ESG-Kriterien werden verwendet, um die Leistung eines Unternehmens in Bezug auf Umwelt-, soziale und Governance-Faktoren zu bewerten und dabei nicht nur finanzielle Kennzahlen, sondern auch nicht-finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Die Bedeutung von ESG hat in den letzten Jahren stark zugenommen, da Investoren und Verbraucher zunehmend Wert auf nachhaltige Praktiken und soziale Verantwortung legen.

Welchen Einfluss hat ESG auf das Bauprojektmanagement?

ESG hat einen bedeutenden Einfluss auf das Bauprojektmanagement und beeinflusst die Art und Weise, wie Bauprojekte geplant, durchgeführt und überwacht werden. Immer mehr Unternehmen und Investoren erkennen die Bedeutung von ESG-Kriterien und integrieren sie in ihre Geschäftsstrategien und Projektentscheidungen. Hier sind einige der wichtigsten ESG-Kriterien von Bedeutung für das Bauprojektmanagement: Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Soziale Verantwortung, Transparenz und Corporate Governance, Risikomanagement, Nachhaltige Finanzierung und Investitionen.

Was bedeutet das konkret?

Für den Bauprojektmanager hat die Berücksichtigung von ESG-Kriterien einige konkrete Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Bauprojekte geplant, durchgeführt und überwacht werden. Insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Planung, ESG-Risikobewertung, Stakeholder-Engagement, Transparenz und Reporting, Kooperation mit Partnern, Integration von ESG in das Projektmanagement-System und Weiterbildung und Fachkenntnisse ist der Bauprojektmanager künftig besonders gefordert.

Welche Chancen bietet ESG für die Bauunternehmen?

ESG bietet eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten, die zu einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Projektabwicklung führen können. Einige der wichtigsten Chancen, die sich aus ESG ergeben, sind:

(1) Innovationspotenzial: Die Integration von Umwelt-, sozialen und governance-orientierten Praktiken kann Innovationen in der Bauindustrie fördern.

(2) Positive Wahrnehmung und Reputation: Unternehmen, die ESG-Prinzipien befolgen, werden oft positiver wahrgenommen und genießen eine bessere Reputation.

(3) Zugang zu Finanzierung und Investoren: ESG-konforme Unternehmen haben oft leichteren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Investoren, die Nachhaltigkeit unterstützen.

(4) Kosteneffizienz und langfristige Rentabilität: Nachhaltige Praktiken können langfristig zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Rentabilität führen.

(5) Risikominimierung: ESG hilft bei der Identifizierung und Bewältigung von Risiken, die sich aus Umwelt- und sozialen Faktoren ergeben können.

(6) Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die ESG in ihre Geschäftsstrategie integrieren, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

(7) Erfüllung von regulatorischen Anforderungen: ESG-Compliance hilft bei der Einhaltung von Umwelt- und Sozialvorschriften.

(8) Stakeholder-Engagement und soziale Integration: ESG fördert das Engagement der Stakeholder und trägt zur sozialen Integration in die Gemeinschaft bei.

(9) Langfristige Werterhaltung: ESG-basierte Praktiken unterstützen die langfristige Werterhaltung und Stabilität von Bauunternehmen.

Und welche Risiken birgt ESG für Bauunternehmen?

Obwohl ESG viele Chancen bietet, birgt es auch einige Risiken und Herausforderungen, die bei der Integration berücksichtigt werden müssen. Zu den wichtigsten Risiken gehören:

(1) Kosten und Budget: Die Implementierung von ESG-Praktiken kann mit zusätzlichen Kosten verbunden sein, die das Budget beeinflussen.

(2) Komplexität und Zeitrahmen: Die Einführung von ESG erfordert eine gewisse Komplexität und kann den Zeitrahmen für Projekte verlängern.

(3) Risikomanagement: Die Berücksichtigung von Umwelt- und sozialen Faktoren erfordert ein effektives Risikomanagement, um unerwartete Probleme zu vermeiden.

(4) Fachkenntnisse und Schulung: Mitarbeiter müssen möglicherweise geschult werden, um ESG-Richtlinien und -Praktiken effektiv umzusetzen.

(4) Reputationsrisiken: Bei Nichteinhaltung oder Fehlverhalten in Bezug auf ESG-Prinzipien können erhebliche Reputationsrisiken für das Unternehmen entstehen.

(5) Erfüllung von Vorschriften: Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle relevanten ESG-Vorschriften und -Standards einhalten, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

(6) Kompatibilität mit bestehenden Praktiken: Die Integration von ESG muss mit den bestehenden Geschäftspraktiken und -prozessen in Einklang stehen, was möglicherweise Anpassungen erfordert.

Welche Voraussetzungen müssen Projektbeteiligte erfüllen, um ESG erfolgreich in Bauunternehmen einzuführen?

Die erfolgreiche Einführung von ESG erfordert von den Projektbeteiligten die Erfüllung einer Vielzahl von Voraussetzungen. Hier sind einige wichtige Aspekte, die in Betracht gezogen werden sollten:

(1) ESG-Wissen und -Verständnis: Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten ein solides Verständnis der ESG-Prinzipien und -Ziele haben.

(2) Schulung und Weiterbildung: Um ESG effektiv umzusetzen, sollten Schulungs- und Weiterbildungsprogramme angeboten werden, um das erforderliche Know-how zu vermitteln.

(3) Engagement der Führungsebene: Die Unterstützung und das Engagement der Führungsebene sind unerlässlich, um die Umsetzung von ESG in der gesamten Organisation voranzutreiben.

(4) Ressourcen und Budget: Es müssen ausreichende Ressourcen und Budgets geben, um die Integration von ESG in Projekte zu ermöglichen.

(5) Integration in das Projektmanagement-System: ESG sollte nahtlos in das bestehende Projektmanagement-System integriert werden, um eine reibungslose Umsetzung zu gewährleisten.

(6) Zusammenarbeit und Kommunikation: Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Stakeholdern sowie eine klare Kommunikation sind entscheidend, um ESG-Ziele zu erreichen.

(7) Monitoring und Reporting: Ein effektives Monitoring und Reporting sind erforderlich, um den Fortschritt bei der Umsetzung von ESG zu verfolgen und transparent zu kommunizieren.

(8) Kontinuierliche Verbesserung: Die ESG-Praktiken sollten kontinuierlich überprüft und verbessert werden, um langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

(9) Erfahrungsaustausch und Best Practices: Der Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken sowohl intern als auch extern kann dazu beitragen, die Umsetzung von ESG zu optimieren und von anderen zu lernen.

Kann ich das grundsätzlich als positiven Ausblick verstehen, wenn ESG im Bauprojektmanagement berücksichtigt wird?

Die Integration von ESG-Aspekten (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) in mittelständische Bauunternehmen bietet zweifellos einen äußerst positiven Ausblick. Dieser positive Ausblick kann auf mehreren Ebenen betrachtet werden:

(1) Nachhaltige Projektdurchführung: ESG zielt auf langfristige Nachhaltigkeit ab. Wenn Nachhaltigkeitsprinzipien berücksichtigt werden, bedeutet dies, dass Unternehmen nicht nur kurzfristige Gewinne anstreben, sondern auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen berücksichtigen. Das führt zu Bauprojekten, die die Umwelt weniger belasten und gleichzeitig langfristig wirtschaftlich rentabel sind.

(2) Investoren und Stakeholder: Investoren und Stakeholder haben zunehmend ein Interesse an nachhaltigen Projekten. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien kann das Vertrauen dieser Gruppen stärken und langfristige Investitionen fördern. Dies kann die finanzielle Stabilität von Bauprojekten sicherstellen.

(3) Innovation und Effizienz: ESG erfordert oft innovative Ansätze und Technologien. Dies fördert die Entwicklung und Implementierung neuer Ideen im Bauprojektmanagement. Gleichzeitig kann die Beachtung von Umweltaspekten zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führen, was Kosten senken kann.

(4) Transparenz und Reputation: Die Einbindung von ESG-Prinzipien fördert Transparenz in der Projektdurchführung. Dies schafft Vertrauen bei denjenigen, die an den Projekten beteiligt sind, und verbessert die Reputation der Unternehmen.

(5) Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die ESG-Prinzipien erfolgreich in ihre Projekte integrieren, können einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Dies kann dazu führen, dass sie bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt werden und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen können.

Insgesamt kann die Berücksichtigung von ESG in mittelständischen Bauunternehmen als Chance gesehen werden, Projekte auf eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Weise durchzuführen, die nicht nur finanziell rentabel ist, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und zur Umwelt leistet.

Klaus-Peter Stöppler
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