UNITEDINTERIM Blog
Transformation? Ich kann es nicht mehr hören...
Agil, Gender*, New Work, Purpose, Cloud, Big Data, ESG, Supply Chain Resilience, War for Talents, Remote Work.
Was haben die Buzzwords der letzten 10 Jahre alle gemeinsam? Wer sie zur falschen Zeit sagt, trifft auf genervtes Management oder auf genervte Auftraggeber*innen. Ich kann das verstehen. Jedes Buzzword (Hallo KI-Agenten) wird zusammen mit ihren Usern in die Hype-Cycle-Achterbahn geschickt. Nach einer wilden Fahrt dann steigen die Protagonist*innen aus, schauen angewidert auf ihre Erfahrungen, den leeren Geldbeutel und sagen mit grünen Gesichtern "Nie wieder". Dann setzen sie sich auf eine ruhige Bank, machen erst einmal gar nichts und sinnieren: Wenn der Park die Fahrkarten günstiger machen würde... die Achterbahn anders gebaut wäre... das Essen vergnügungstauglicher wäre... dann, ja dann würden wir wieder einsteigen und so richtig loslegen. Bestimmt!
Aber sind das wirklich alles nur Buzzwords? Oder sind sie viel mehr Anzeichen von sich radikal ändernden Umwelt- und Umfeldbedingungen? Fakt ist, sie alle haben die Gesellschaft, die Unternehmen und ihre Mtarbeiter*innen in den vergangenen Jahren verändert, manchmal schleichend, manchmal wie Remote Work in der COVID-Zeit mit großer Wucht.
Exogene Einflüsse oder Schocks waren immer schon Triebfdern für notwendige Veränderungen und Weiterentwicklungen. Kriege, Naturkatastrophen, technologische Supersprünge. Doch was beim Blick in den historischen Rückspiegel auffällt, die Triebfedern treten heute nicht mehr als einzelne, isolierte Ereignisse auf. Sie treten gleichzeitig auf. Und was es so unübersichtich macht, sie beeinflussen und verstärken sich gegenseitig. Das macht es komplex, das macht es schwer vorherseh- und steuerbar. Und das nervt vor allem gewaltig.
Deshalb lasst uns wieder auf die bequeme Bank setzen. Da sitzen schon ein paar Managerkolleg*innen. Ich höre sie über Dinge sprechen wie: Bürokratie ausgeufert, Steuern und Regulierung zu hoch, GenZ nicht arbeitsfähig. Aber ich höre auch Lösungen wie: Home-Office abschaffen, Command-and-control, Bring-your-own-device-Verbot. Zuerst fühle ich mich wohl und denke: Toll, das alles hat doch auch früher schon so gut geklappt. Mega. Wir haben Lösungen. Los geht's. Weitermachen wie früher.
Ganz ohne Achterbahn wird mir dann aber auf einmal doch ganz anders. Ich denke daran, dass diejenigen, die Unternehmen in den letzten drei Jahrzehnten verwaltet, sorry bewegt haben, in den nächsten Jahren unser Rentensystem bereichern werden. Ich denke an eine Managergeneration, die von der linken Gehirnhälfte gesteuert, Kennzahlen von links nach rechts schiebt und Servant Leadership für eine unangemessene Praktik hält. Und ich denke vor allem an eine Generation Menschen, für die ständige Veränderung Teil ihrer Lebengeschichte ist, wir es aber nicht schaffen, diese Superskills in Vision, Sinn (Sorry! Purpose) und gemeinsame Arbeit zu übersetzen.
Ich kann da nicht weiter sitzen bleiben auf dieser Bank. Wieder in Bewegung denke ich über Regeln und Grenzen nach. Sie sind erst einmal wie sie sind. Ich kann sie nicht direkt beeinflussen. Sie spiegeln die Gesellschaft mit ihren Normen und Werten und manchmal auch Ängsten wieder. Gewinner akzeptieren diese Spielfeldgrenzen. Sie vertrauen auf ihre Stärken, sie finden die freien Räume und schaffen es schließlich, innerhalb der Regeln und Grenzen zu gewinnen. Etwas mitleidig schaue ich auf meine Managerkolleg*innen zurück. Warum können die nicht? Und dann fällt mir der Unterschied zwischen Leadership und Management wieder ein. Leaderhip schafft Vision, Sinn und Motivation. Leadership vereint hinter einem Ziel und sorgt für die notwendigen Rahmenbedingungen, um das Ziel zu erreichen und den Pokal in die Höhe zu stemmen. Management sorgt dafür, dass "der Laden läuft", dass in bestehenden Strukturen effizient gearbeitet wird. Achso, verstehe...
Jetzt habe ich es eilig. Bei geschlossenen Augen visioniere ich, wie mein Unternehmen in 20 Jahren aussehen soll, was es macht, mit wem und wie. Ich überlege, ob mein System dazu geeignet ist, diese Vision zu erreichen oder was ich anpassen muss. Stop! Zu schnell. Zurück zu meinen Kolleg*innen auf der Bank. Ich so: "Ich hab da 'ne Idee, aber dazu braucht es uns alle. Und zwar folgendes..."
Weil es keiner mehr hören kann, nenne ich es nicht Transformation, wir verändern einfach, strategisch, organisatorisch, prozessual, technologisch und vor allem kulturell.
Jetzt geht's aber wirklich los. Und es macht wieder Spaß, obgleich uns hin und wieder grün wird im Gesicht.
Christoph Gentz
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