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Case-Studies und Blogbeiträge von professionellen Interim Managern und Interim Managerinnen

Finanzplanung in einem Start-Up - Klare Sicht in Ursache und Wirkung

Branche: Solar/Photovoltaik

Linienfunktion: Finanzen

Thema: Start-Up, Finanz-Planung, Liquiditätssicherung und Finanzierung

Umsatz: 10 Mio. Euro

Mitarbeiter.
110

Aufgabe

Die Firma hatte ein vollkommen neues Produkt entwickelt, auf einer Versuchsanlage getestet und stand unmittelbar vor dem Aufbau der selbst entwickelten Produktionsanlage. Gesellschafter sind namhafte Unternehmen, Banken und Investoren. Das Budget 2018 mit einem Horizont bis 2019 wurde im November wegen weiterem Finanzierungsbedarf vom Beirat abgelehnt. Vorherige Vorschaurechnungen hatten keinen weiteren Finanzierungsbedarf ausgewiesen. Der vorherige VP Finance hat nach kurzer Einarbeitungsphase die Firma verlassen. Der neue COO wurde im Dezember mit der Erstellung eines neuen Budgets beauftragt. Der im Januar in Eckpunkten präsentierte Ansatz nur für 2018 (ohne Involvierung des Controllings) wies einen noch höheren Finanzierungsbedarf aus. Dies wurde ebenfalls vom Beirat zurückgewiesen. Die Planung musste überarbeitet werden. Der Jahresabschluss 2017 mit Anlage und Lagebericht war zu erstellen. Reporting an Gesellschafter, Landesanstalten und EIB (European Investmant Bank) zu gewährleisten. Allgemeine Verwaltung ( extensives Managment der Non-Disclosure-Agreements, Betriebsrat, Leasing, etc. ). Ich übernahm die Aufgaben des VP-Finance.

Lösung

1. Budgetplanung
1.1. Ramp-Up-Planung: Die vorherige Planung, insbesondere des Materialverbrauches, war ohne Mengengerüst erstellt worden und hatte mit Prozentwerten gerechnet. Dieses Rechenmodell zeigte so auch nur noch eine kleinere Finanzierungslücke. Eine sich an Wirkzusammenhängen orientierende Planungsrechnung war nie erstellt worden. Parallel zu der Budgetplanung des COO hatte ich mit den Verantwortlichen in Operations und SCM begonnen, ein "GuV-Modell Neue Anlage" zu entwickeln, das den Cashbedarf in der 3-jährigen Ramp-up-Phase in verschiedenen Szenarien aufzeigte. Massgeblich waren in der Anfahrkurve die Parameter Volumenaufbau, Yield-Fortschritt und die an Schwellenwerten gekoppelte Entwicklung der Einkaufspreise (Skaleneffekte). Die massgeblichen Produkte waren selbst entwickelt worden und wurden von Fremdfirmen im Auftrag gefertigt. Es zeigte sich in der Anlaufphase, dass der Materialverbrauch, insbesondere durch Ausschuss in der Anlaufphase enorm war. Eine optimale Anlaufkurve mit dem geringsten "Cash-Burn" konnte so auch identifiziert werden. Diese Berechnung des Materialverbrauches diente als Grundlage bei der Entwicklung einer 5-Jahres-Planung und zeigte den weiteren, deutlich höheren Finanzierungbedarf für die Ramp-up-Phase bis 2021.
1.2. Kostenstellen-Planung
1.2.1. Das auf Kostenstellen und Kostenarten beruhende, komplexe Planungsmodell in EXCEL mit Bilanz, GuV und Cash-Flow hatte ich auf diesen Zeithorizont erweitert ( von 3 auf 5 Jahre ).
1.2.2. Dazu hatte ich auch das der Planungsrechnung zugrunde liegende CapEx-Planungsmodell (EXCEL) überarbeitet und wieder in Einklang mit den Planungen der Technik gebracht. Die sich ergebenden Absschreibungen waren wieder stimmig. Ein Abgleich mit der Buchhaltung war wieder möglich. Die Zahlungszeitpunkte für die Liquiditätsvorschau waren wieder korrrekt.
1.3. Finanzierung / Zinsen: Die Logik der Planungsdatei "Darlehen und Zinsen" wurde von mir korregiert ( Bilanz ging nicht auf ).

2. HR-Masterdatei: Das komplexe EXCEL-Modell funktionierte wegen falscher Berechnungsformeln nicht mehr. Wurde von mir korrigiert.

3. Jahresabschluss: Rückstellungen wurden berechnet, Anlagen und Lagebericht wurden von mir erstellt. Die Berechnung der Herstellkosten für das Umsatzkostenverfahren wurde von mir korregiert.

4. EIB-Darlehen: Antrag auf neue Tranche wurde von mir vorbereitet und der EIB zugestellt. Dies einhergehend mit den neuen Planungsrechnungen zur "Durchfinanzierung".

Ergebnis
Jahresabschluss wurde testiert. Planungsmodell funktioniert wieder. Das neue, von mir erstellte Budget zeigte einen weitaus höheren Finanzierungsbedarf als die vorhergehenden Planungen und führte zuerst zu grossen Irritationen und Widerspruch. Mein Budgetansatz wurde vom Wirtschaftsprüfer geprüft, letzlich vom Beirat gutgeheissen und eine neue Finanzierungsrunden initiiert. Einen "Data-Room" für weitere potentielle Investoren habe ich in der Folge mit Merrill Lynch eingerichtet.

Der Vorsitzende des Beirates bedankt sich dafür: „Sehr geehrter Herr Niehues, wir dürfen uns auch im Namen aller anderen Beiräte recht herzlich bei Ihnen bedanken und Ihnen weiterhin alles Gute wünschen. Sie haben der Firma und uns in einer nicht immer einfachen Phase sehr helfen können. Dafür sind wir Ihnen sehr verbunden."

Hans Rolf Niehues
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48431 Rheine

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Freitag, 29. März 2024

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